Ich hatte ja gesagt, heute würde es mal zur Abwechslung ein Kleid geben.
Im Kopf hatte ich eigentlich mein UFO nach einem Schnitt von 1974, welches ich
hier lauthals angekündigt habe. Nun ist etwas ganz Dummes passiert. Ich passe in das Kleid nicht rein, no way.
Wobei ich mich frage, was ich da überhaupt zugeschnitten und genäht habe. Denn letztes Jahr um die Zeit, als ich es angefangen habe, hatte ich bestimmt 2kg mehr drauf.
Das Kleid war mein erster Versuch nach einer alten Burda, und ich habe die Maßtabelle komplett außer Acht gelassen bzw. die Unterschiede in den Größen damals und heute total unterschätzt. Zugeschnitten und genäht ist das schöne Kleid (zu welchem ich mir sogar schon einen passenden orange-farbenen Rolli gekauft habe!!! Das nenne ich mal Feuereifer!) nämlich in einer Gr.38, die - wenn ich einen guten Tag habe - meine jetzige Größe ist. Nach der damaligen Maßtabelle hätte ich aber eine Gr. 42 zuschneiden müssen. Ich brauche mich also nicht zu wundern, dass es aus allen Nähten platzt. Das meine ich natürlich wörtlich.
Ok, ich hänge es also wieder an die Tür und lasse die schöne Borte so mein Zimmer schmücken. Vielleicht passiert noch ein Wunder und ich kann Schokolade irgendwann nicht mehr sehen, sodass ich aufgrund dessen plötzlich ganz geschmeidig in das Kleid gleiten werde. Wir werden sehen.
Aber da ich nicht schon wieder mit einer Bluse oder einem Hemdblusenkleid aufwarten möchte, kommt hier mein.... tadaaa... Weihnachtskleid vom letzten Jahr! Wir sind heute abend eingeladen und ich kann es also (zugegeben, mit einmal Umziehen) im Tagesoutfit tatsächlich unterbringen.
Der Schnitt stammt aus der Burda vom November 1966, was ja eigentlich nicht ganz mein Mode-Jahrzehnt ist, und das ist ein richtiges Schnellschuß-Projekt gewesen.
Dazu muss ich kurz ausholen.
Ich freue mich jedes Jahr auf eine Weihnachtsfeier in meinem frz. Lieblingsrestaurant hier. Da gibt es dann ein tolles Menü, den ganzen Abend fließt Sekt in Strömen und es wird zu guter Live-Musik getanzt. Hauptsächlich gehe ich aber wegen der Leute hin. Denn die Mischung aus wichtigen Leuten, scheinbar wichtigen Leuten, Künstlern und Möchtegern-Bohèmiens ist immer sehr unterhaltsam. Auch nehmen alle diese Feier zum Anlass, sich mal richtig herauszuputzen. Für mich (die als Musiker-Anhängsel freien Eintritt hat... hehe) ist das immer DIE Gelegenheit zum Schickmachen.
Ich hatte in den Tagen vor der Feier eine bestimmte Sorte Kleid im Kopf und habe hier nichts gefunden. Weder in meinem Kleiderschrank, noch in irgendeinem Laden, denn Zeit zum Nähen hatte ich eigentlich gar keine. Ich verzweifelte, wollte aber nicht einen Riesen-Batzen Geld ausgeben für einen Fummel, der mir nicht hundertprozentig gefällt.
So kam es, dass ich am Tag der Feier, die um 19 Uhr beginnen sollte (den Schnitt hatte ich immerhin am Vorabend rausgeradelt) um 16 Uhr (!!) loszog um einen auberginefarbenen Romanit zu kaufen. Dies war übrigens meine erste Begegnung mit dieser Stoffart, und ich bin voll überzeugt worden. Dazu gab´s einen Fetzen Leoparden-Fake-Fur.
Zum Glück waren die Kinder verräumt (ich trink doch nicht den ganzen Abend Sekt und steh dann um 7 Uhr wieder auf der Matte...), sodass ich vollkonzentriert loslegte. Den Schnitt habe ich in Gr. 38/40 rausgeradelt, aber das war mit dem dehnbaren Romanit später kein Problem. (Wie man schön sehen kann, sitzt das Kleid auch keinesfalls so schön locker, wie in der Zeitschrift präsentiert, sondern ist sehr figurnah...) Eine 2cm-Verlängerung kam im oberen Vorder- und Rückteil wie üblich dazu, es hätte sogar noch ein wenig mehr sein können.
Und dann habe ich einfach losgenäht. Der Schnitt war recht schlicht gehalten und bis auf den Kragen und den langen Reißverschluß hinten gab´s keine Stellen, die mich großartig aufgehalten haben. Die Säume habe ich unkompliziert eingeschlagen und abgesteppt. Und die Ärmel habe ich so la la eingehalten. Faltig und unsauber... So genau muss es alles nicht sein, schließlich ist es am Abend schummrig, dachte ich mir.
Was soll ich sagen, ich hatte einen späten, aber einen super Auftritt! Bin erst um 23 Uhr eingetrudelt, aber je später der Abend... und so weiter.
Vor allem habe ich mit dem schlichten Schnitt und der zugeknöpften Optik ganz gegen den Trend des Abends gearbeitet. Dort waren große Ausschnitte, ärmellose Kleider, KURZE Kleider und Spitze en masse zu sehen. Kurzum: es wurde gezeigt, was man hat, was man bei diesem Modell ja wirklich nicht tun kann.
Aber das ist auch nie meine Absicht, und so fühlte ich mich pudelwohl und hatte meinen riesen Spaß, der erst um 6 Uhr in der Früh ein Ende fand.
Für dieses Jahr bin ich noch am Überlegen, Anfang Dezember ist es wieder soweit, und diesmal gehe ich das nicht auf die letzte Sekunde an!
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